Ja zur Fusion AHA – Andelfingen wächst

Region - Die Gemeinde Andelfingen wächst, der Bezirk Andelfingen schrumpft: Mit dem Ja am Sonntag zur Eingemeindung von Adlikon und Humlikon – Fusion AHA – zählt das Weinland ab 2023 noch 20 Gemeinden.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 30. November 2021
Lesezeit: 3 min

Flächenmässig ist Stammheim grösser, einwohnermässig Feuerthalen – Nummer zwei in beiden Ranglisten im Weinland ist ab 2023 der Bezirkshauptort. Mit dem Ja am Sonntag zur Eingemeindung von Adlikon und Humlikon erhält Andelfingen zusätzlich 1173 Einwohnende (Stand Ende 2020) und 1030 Hektaren Fläche. Mit 1700 Hektaren reiht sich Andelfingen im Kanton auf Platz 19 zwischen Goss­au und Wetzikon ein, mit 3400 Einwohnerinnen und Einwohnern deutlich weiter hinten.

Doch das störte am Sonntag niemanden. Im Gemeinderatssaal war die Freude gross über die mit rund 76 bis 89 Prozent deutlichen Ja-Anteile zu den Fragen der Eingemeindung der politischen Gemeinden und der Schulgemeinden. Die Stimmbeteiligungen lagen zwischen 74,4 (Andelfingen) und 81,3 Prozent (Adlikon). Sämtliche Präsidentinnen und Präsidenten der involvierten sechs Güter nahmen am Abend Stellung.

Happy und willkommen
Humlikon: Er sei «mega happy», sagte der Gemeindepräsident Marcel Meisterhans. Jolanda Bechtiger, Schulpräsidentin, ist erfreut, dass die Resultate überall derart deutlich ausgefallen sind. Das gebe ein gutes Gefühl und zeige, «dass wir willkommen sind».

Adlikon: «Die Eindeutigkeit hilft», sagte Schulpräsident Barnabas Hayn. Er sei sehr froh darüber. Und in Anspielung auf den jüngsten Flyer mit ausgemergelten Tieren sagte er, «jetzt lachen die Hühner nicht mehr». Gemeindepräsident Peter Läderach hat den Auftrag zu einer Fusion von seinem Vorgänger Godi Sigg erhalten. Nun habe man im zweiten Anlauf «eine sehr gute Lösung», sagte er.

Andelfingen: Hansruedi Jucker hatte mit einem Ja gerechnet. Das Verhältnis 80:20 sei aber eine grosse Überraschung, so der Gemeindepräsident. Und Schulpräsidentin Barbara Kummer freut sich auf neue Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Personal – kurz: «auf das, was kommt», und dies umzusetzen.

Nach vier Jahren Vorbereitung und einer gescheiterten Grossfusion verschwinden Adlikon und Humlikon nicht von der Landschaft, aber als eigene Gemeinden. Sie werden zu Aussenwachten von Andelfingen – so wie Alten und Oerlingen von Kleinandelfingen; diese Gemeinde ist bei der Primarschule in die Abstimmung involviert und hat dem Zusammenschluss ebenfalls klar zugestimmt.

Nicht arm, aber bĂĽrgerlicher
Adlikon und Humlikon seien keine armen Gemeinden, sagte Hansruedi Jucker. Es sei eine Win-win-Si­tua­tion. Andelfingen erhalte 50 Prozent mehr Einwohnende und Steuerzahler, die helfen, Sonderbauwerke wie die Badi, das Schloss und die Dreifachhalle mitzufinanzieren. A propos Steuern: In Adlikon (117 oder 124 Prozent, Zahlen 2021) und Humlikon (123) wird der Gesamtsteuersatz deutlich sinken, aber auch in Andelfingen (112) liege ein Minus von fünf Prozentpunkten drin (die Sek Kreis Andelfingen hat für 2022 zwei Prozentpunkte mehr beschlossen).

Mit Adlikon und Humlikon dürfte Andelfingen aber auch etwas bürgerlicher werden. In beiden Orten wurde am Sonntag das Ener­gie­gesetz abgelehnt, in Andelfingen dagegen klar angenommen. Humlikon lehnte als einzige Gemeinde im Bezirk die Pflegeinitiative ab.

Mit dem Zusammenwachsen wird laut der Beteiligten gleich nach der Abstimmung begonnen. Jedoch sollen die Orte autonom bleiben – Adlikon diene dabei als Paradebeispiel, wie das klappe, meinte Peter Läderach.

Er und Marcel Meisterhans würden mit der Bevölkerung und den Vereinen Gespräche führen. In der neuen Gemeinde wollen sie sich aber nicht engagieren – für den Gemeinderat (gewählt wird im September) stellen sich beide nicht zur Wahl. In Andelfingen wollen laut Hansruedi Jucker vier der fünf Bisherigen weitermachen, bei Interesse aus den neuen Gemeinden würde aber jemand zurückstehen, damit auch die beiden neuen vertreten sind. Der Präsident der grösseren Gemeinde dürfte aber der gleiche sein wie jetzt.

Durch die Eingemeindung sinkt die Zahl der Weinländer Gemeinden auf 20. Vor der Fusion im Stammertal per 1.1.2019 waren es 24 gewesen.

Fusion AHA

Politische Gemeinde: Anzahl Ja-Stimmen, Anzahl Nein-Stimmen
Adlikon: 352 Ja, 43 Nein
Humlikon: 225 Ja, 33 Nein
Andelfingen: 839 Ja, 268 Nein

Primarschulen
Adlikon: 262 Ja, 33 Nein
Humlikon: 221 Ja, 39 Nein
Andelfingen (total): 1677 Ja, 374 Nein
   - Andelfingen: 890 Ja, 204 Nein
   - Dätwil: 71 Ja, 12 Nein
   - Kleinandelfingen: 716 Ja, 158 Nein